Zum Abschluss der von der Schach- und Kulturstiftung G.H.S. veranstalteten Ausstellung Schach und Religion, die im Sitzungssaal des Rathauses Ebersberg bis zum 18.8. gezeigt worden war, kam auch der Schachsport selbst zu Ehren.
Am vergangenen Sonntag, bei heißem Wetter im Klosterbauhof, aber unter den großen Sonnenschirmen der Terrasse des Cafe Mala, konnte Georg Schweiger einen illustren Gast begrüßen: die Schachlegende Großmeister Dr. Helmut Pfleger.
Genau vor 55 Jahren, bei der Schacholympiade Tel Aviv 1964, hatte Pfleger als 21 jähriger Student das beste Einzelergebnis erzielt (12,5 Punkte aus 15 Partien). Er war aber nicht nur schachlich erfolgreich: Er wurde promovierter Mediziner, später Moderator äußerst beliebter Fernsehsendungen über Schach und ist seit Jahrzehnten Deutschlands bekanntester Schachjournalist (u.a. Welt am Sonntag, Zeit) und gefragter Vortragsredner.
In Ebersberg referierte er am Demobrett kenntnisreich und unterhaltsam über den spanischen Geistlichen Ruy Lopez, den wohl stärksten Spieler der Welt im 16.Jahrhundert.
Die von diesem publizierte Eröffnung, die wir als Spanische Eröffnung kennen und die im Englischen sogar nach ihm Ruy Lopez heißt, ist auch heute noch eine der beliebtesten Eröffnungen.
So lag es nahe, dass diese Spielweise (1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5) bei der anschließenden Simultanvorstellung an allen Brettern vorgeschrieben war. Insgesamt 16 Spieler, darunter vier Damen und zwei Jugendliche, nahmen den Kampf mit Großmeister Pfleger auf.
Knapp dreieinhalb Stunden bei brütender Hitze benötigte der mittlerweile 76jährige Großmeister, bis die letzte Partie beendet war: An den 16 Brettern hatte er dann 12 Partien gewonnen und viermal unentschieden gespielt, also das tolle Ergebnis von 14:2 Punkten erzielt.
Jeweils ein verdientes Remis schafften dabei die Schachunion-Spieler Christoph Keil, Gino Haußmann, Siegfried Kunz und vom SK Waldkraiburg Peter Hecker, wobei Haußmann sogar lange Gewinnchancen gehabt hatte. Nicht nur durch schachliches Können beeindruckte Helmut Pfleger, sondern in Erinnerung bleiben dürfte allen aber auch die menschlich sympathische Art, in der er für alle seine Gegnerinnen und Gegner nette lobende Worte fand.