Gelungene Premiere im Schach960

GM Henrik Teske aus Erfurt gewinnt das Internationale B&O Schach960 -Festival in Bad Aibling

Insgesamt mehr als 5000 Zuschauer verfolgten es live im Internet

 Ebersberg : Die Schachunion Ebersberg-Grafing hat  am vergangenen Wochenende von Freitag 25.- Sonntag 27.11.  im B&O Parkhotel in Bad Aibling das Internationale Schach 960- Festival  ausgetragen. Bei besten Spielbedingungen wurde das qualitativ stark besetzte Turnier eine rundum   gelungene Premiere, die ein kräftiges Zeichen für weitere solcher Veranstaltungen setzte.

Nach neun Runden setzte sich Großmeister Henrik Teske aus Erfurt mit 6,5 Punkten dank besserer Wertung knapp vor FIDE-Meister Gunnar Schnepp (SK Lauffen) durch. Die beiden Großmeister Viesturs Meijers ( Lettland, ESV Aue) und Felix Levin (SV Mülheim-Nord) landeten mit je 6 Punkten auf den Plätzen 3 und 4.

Das Turnier war in vielerlei Hinsicht einmalig: Erstmals gab es ein dreitägiges Turnier im Schach960, zweitens den mit 6200.- € ausgestatteten bisher höchsten Preisfonds für eine Schach960-Veranstaltung , drittens eine Live-Übertragung im Internet, wobei an den drei Tagen insgesamt mehr als 5000 Zuschauer den Live-Stream verfolgten. Zudem war im großzügigen Ambiente des Tagungshotels gleichzeitig eine vielbeachtete Ausstellung mit Fotokunst und Lyrik zu betrachten.

Der Organisator, FIDE-Meister Ulrich Zenker aus Grafing hatte hervorragende Vorarbeit geleistet. Seit langem propagiert er mit großem Engagement, mit Vorträgen, Werbung und  u.a. mit seiner Website www.initiativeSchach960.de   diese innovative Form des Schachspiels, bei der die Figuren auf den Grundreihen vom Computer ausgelost werden , was  somit auswendig gelernte Eröffnungstheorie nutzlos werden lässt. Die Schachunion Ebersberg-Grafing, die Schach960 schon länger in ihr Programm aufgenommen hat, hatte bereits 2015 zu ihrem 50jährigen Jubiläum das erste Titelturnier in Bayern ausgerichtet und war damit Vorreiter in Bayern geworden. Wann hat man das bei einem Schachturnier gesehen, dass auch Spitzenspieler schon bei den ersten Zügen selbstständig nachdenken müssen?

Ein Turnier dieses Formats und dieser Größenordnung konnte nur ausgerichtet werden, weil es Ulrich Zenker gelungen ist., zahlreiche Sponsoren zu finden. Vor allem dank der Unterstützung der B&O Gruppe und ihres Leiters Dr. Ernst Böhm waren solche Rahmenbedingungen erst möglich.

Für die Live-Übertragung im Internet konnte Marc Lang ( Günzburg) gewonnen werden, der mit seinem Equipment und seiner technischen Erfahrung u.a. schon lange die Kämpfe der 1.Bundesliga live überträgt. Als Kommentatoren waren die Schachlegende Großmeister Vlastimil Hort und der Fernsehjournalist Dr.Wolfgang Habermeyer  tätig, unterstützt von Ulrich Zenker. Ihre Kommentare und die gemachten Interviews während des Turniers können immer noch bei Youtube angesehen werden, so wie auch alle gespielten Partien noch nachverfolgt werden können ( u.a. Homepage der Schachunion).Am Samstag und am Sonntag hatten jeweils mehr als 2000 Personen den Stream live verfolgt..

Der  Schachunion-Vorsitzende Georg Schweiger begrüßte das mit 28 Spielern zwar zahlenmäßig eher kleine , dafür aber qualitativ sehr starke Teilnehmerfeld aus nah und fern.  Mehrere mit dem Spieltag konkurrierende Schachveranstaltungen und sicherlich eine gewisse Skepsis gegenüber dem Neuen und die für manche relative Abgelegenheit des Spielortes  trugen wohl dazu bei, dass nicht mehr Spieler zu diesem spektakulären Schachereignis fanden.

Schiedsrichter Chris Nicolai leitete das Turnier souverän, die 9 Runden nach Schweizer System bei Schnellschachbedenkzeit von je 25 Minuten mit Fischer-Bonus von je 30 Sekunden pro Zug wurden von  ihm an den drei Tagen reibungslos abgewickelt.

Für das Turnier am bemerkenswertesten ist, wie ausgeglichen und mit ständigem Führungswechsel an der Tabellenspitze gekämpft wurde. Vor allem dank des kreativen Potentials ungewöhnlicher Schach960-Stellungen entwickelten sich hochinteressante Duelle mit zahlreichen Überraschungen.

Bezeichnend hierfür ist, dass der Turniersieger GM Teske mit 6,5 Punkten aus 9 Partien den 1.Platz errang, also immerhin 2,5 Punkte abgegeben hatte. Zudem war er in 8 Runden nie in Führung gelegen (!) und kam erst mit seinem Sieg in der letzten Runde an die Spitze. Die Tabellenführung hatte in allen Runden ständig gewechselt.

Zweiter nach neun Partien wurde schließlich punktgleich mit Teske der FIDE-Meister Gunnar Schnepp vom SK Lauffen, fast schon ein Schach960-Spezialist, denn 2015 war er in dieser Disziplin deutscher Vizemeister geworden.

Hinter diesem Duo  kamen gleich sechs Spieler auf jeweils 6 Punkte: Aufgrund der Wertung ergab dies folgende  Reihenfolge:  Platz 3 der aus Lettland stammende Großmeister Viesturs Meijers (ESV Aue) , Platz 4 der aus der Ukraine stammende Großmeister Felix Levin (Mülheim-Nord)  Platz 5 IM Alexander Belezky( Bayern München). Platz 6 IM Alexander Maier ( Gröbenzell), Platz 7.Dr Volker Gassmann ( SF Katernberg) und auf Platz 8 die beste Dame Christina Winterholler ( Gröbenzell).

Das Verfolgerfeld von 5 Spielern mit je 5 Punkten führte der für den SC Vaterstetten spielende 15jährige Markt Schwabener Gymnasiast Lars Goldbeck an, eines der größten Schachtalente, das der Landkreis Ebersberg je hatte. Nach drei Runden war er mit 3 aus 3 in Führung gelegen und spielte mit den Großmneistern nahezu auf Augenhöhe. Wie erwartet erhielt er den Preis für den besten Jugendlichen.

Aus Sicht des Ausrichters , der Schachunion Ebersberg war erfreulich , dass Arthur Gil in diesem Verfolgerfeld  Rang 10 und Melik Kramer Rang 13 belegten ( ebenfalls je 5). Gil erhielt den Rating-Preis für den besten Spieler unter einer DWZ von 2000.

Bei den verschiedenen Kategorien der Rating-Preise konnten insgesamt 12 Spieler ihre Geldpreise in Empfang nehmen, während die ersten Zehn  im Endklassement eh mit Preisen bedacht wurden.  (Tabellen siehe Homepage der Schachunion)

Wie gelungen diese einmalige  Premiere im Schach960 empfunden wurde, zeigten die vielen Teilnehmer, die während der Siegerehrung  den Ausrichter für diese Veranstaltung lobten.

Alles in allem lässt dies begründete Hoffnung wachsen auf einen zukünftigen Aufschwung des Schach960.

Gesamter Endstand des Turniers und Fotos ( Homepage der Schachunion)