Der Schachunion Ebersberg-Grafing gelang am vergangenen Sonntag in der 7. Runde der Bezirksliga Oberbayern in einem dramatischen Schicksalskampf um den Klassenerhalt ein sensationeller 6:2 Sieg über den bisherigen Tabellenführer MTV Ingolstadt.
Nachdem die Schachunion in mindestens zwei Runden (in Waldkraiburg und in Rosenheim) höchst unglücklich verloren hatte, war die Schachgöttin Caissa ihr diesmal sehr zugetan: In mehreren von Schachunion-Spielern gewonnenen Partien wäre durchaus auch das umgekehrte Ergebnis möglich gewesen.
Durch den unerwarteten Erfolg über den Spitzenreiter hat die Schachunion die Rettung nun selbst in der Hand, da sie in den letzten zwei Runden auf zwei Tabellennachbarn trifft, die zumindest nicht favorisiert sind.
Angesichts der Tabellenlage war der nervliche Druck auf beiden Seiten enorm, der MTV strebt der Meisterschaft und damit dem Aufstieg entgegen, die Schachunion dagegen hatte das Abstiegsgespenst im Nacken: So wurde an allen Brettern lange und erbittert gekämpft, es gab kein einziges schnelles Remis.
Und es begann nicht gut für die Schachunion: Nach etwa drei Stunden unterlag Johannes Einzinger an Brett 5, und an den anderen Brettern gab es komplizierte, zweischneidige Kämpfe, deren Ausgang sehr ungewiss war.
Die erste Punkteteilung erfolgte an Brett 4 bei dem erfahrenen und sehr umsichtig agierenden Christian Peter, anschließend schaffte der junge Stefans Kasims am Spitzenbrett gegen die vom Rating her weit überlegene Ingolstädter Nr. 1 ein sicheres Remis.
Den Ausgleich zum 2:2 erzielte Roland Csatlos mit seinem Sieg an Brett 7 in einer wilden Angriffspartie voller Verwicklungen und Kombinationen.
Die restlichen vier Partien gingen noch nach der Zeitkontrolle im 40. Zug weiter.
Mannschaftsführer Georg Schweiger war an Brett 2 schlecht aus der Eröffnung gekommen, kämpfte lange mit dem Rücken zur Wand, konnte sich aber in ein Endspiel retten, das ihm plötzlich trotz Minusbauer Gewinnchancen bot, die er präzise nutzte.
Noch ungewöhnlicher war wohl der Verlauf an Brett 8, wo Moritz Reindl völlig im Hintertreffen war, doch kreativ und einfallsreich nach Kontern suchte, bis sein Gegner die entscheidenden Fehler beging: Überraschender Sieg und damit 4:2 Führung für die Schachunion.
Was sich jedoch in den letzten zwei Partien entwickelte, war an Spannung nicht mehr zu überbieten. An Brett 4 zeigte Christoph Keil gegen einen um mehr als 200 Wertungspunkte stärkeren Gegner eine tolle Leistung in einer packenden und abwechslungsreichen Kampfpartie. Als schon viele glaubten, er sei im Endspiel verloren, fand er eine herrliche studienartige Rettung, die ihm ein gewonnenes Bauernendspiel einbrachte.
Ebenfalls hin und her war es in der längsten Partie des Tages gegangen, in der Christian Graf an Brett 6 sein Comeback feierte. Erst stand er besser, dann entwickelte sein Gegner starken Druck mit Chancen auf beiden Seiten, und das äußerst komplizierte Springerendspiel nach dem 60.Zug war bei höchster beiderseitiger Zeitnot für beide Kontrahenten nicht mehr präzise zu berechnen. Graf siegte nach dem entscheidenden Fehler des Ingolstädters.
Die Schachunion liegt derzeit mit 5:9 Mannschaftspunkten auf Rang 6 der 10er-Tabelle, ist aber nur einen Mannschaftspunkt vom Tabellenletzten (4:10) entfernt – für höchste Spannung im Abstiegskampf ist gesorgt.
Am Sonntag, den 19. März, empfängt die Schachunion in der 8. und damit vorletzten Runde den SK Germering.
Auch die Schachunion II schöpft neue Hoffnung im Abstiegskampf nach dem überraschenden 3:3 Unentschieden beim hochfavorisierten TSV Trostberg II. An den sechs Brettern erzielte Dietmar Güntner den einzigen Partiegewinn für die Schachunion II, vier Spieler remisierten ihre Partien (Martin Kirsch, Peter Niedermaier, Bela Csatlos und Wolfgang Heyartz), während Karl-Heinz Hartmann am Spitzenbrett unterlag.
In der 8. Runde am 19.3. tritt die Schachunion II beim Tabellenletzten TV Altötting an.