Unter Lebendschach verstehen wir eine Schachpartie, in der Menschen die Schachfi guren darstellen und die auf einem riesigen Spielfeld, meist auf öffentlichen Plätzen oder Theaterbühnen aufgeführt wird. Wahrscheinlich war dies schon im Mittelalter und in der frühen Neuzeit gebräuchlich. Bereits 1408 soll im maurischen Spanien, in Granada am Hofe Sultan Mohammeds I, eine Partie mit lebenden Figuren gespielt worden sein.
Literarisch bekannt wurde das Lebendschach vor allem durch den Roman „Gargantua und Pantagruel“ (1564) von Francois Rabelais und das Theaterstück „A Game at Chess“ (1624) des englischen Autors Thomas Middleton.
Schon seit dieser Zeit bewegt sich das Lebendschach in einer Bandbreite der Darstellung von Spektakel, Show, Ballett, Historienspiel, ambitioniertem Theater oder mehr mit der Betonung auf einer echten Schachpartie. Ein entscheidender Unterschied ist, ob die Zugfolge bereits feststeht und damit Grundlage einer geplanten Choreographie ist oder ob die Partie tatsächlich erst mit offenem Ausgang gespielt wird.
Für Laien am bekanntesten sind heute die Auftritte der Schulkinder des Schachdorfs Ströbeck in Sachsen-Anhalt und in Italien die Vorstellungen in Marostica mit einer jeweils weit zurückreichenden Tradition. Speziell das Spektakel in Marostica, wenn auf dem großen Schachbrett der Piazza z.B. als Springer Reiter auf wirklichen Pferden agieren, zieht enorme Zuschauermengen an.
Fast völlig vergessen ist dagegen, dass sogar in Ebersberg am 3. Mai 1953 zum Abschluss des Oberbayerischen Schachkongresses auf dem Marienplatz eine Schachpartie mit lebenden Figuren aufgeführt wurde (Ebersberger Zeitung 6. 5. 1953).